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Wir setzen uns für Graupapageien ein


 Aktueller Stand der Aspergillose-Therapie

Dieser Artikel beginnt mit Fragen, die zum Teil keine Antwort erlauben. Das Wichtigste ist dann am Schluss zu lesen.

Diese Schimmelpilzerkrankung hat in den letzten Jahren enorm zugenommen? Oder ist nur die Diagnostik besser geworden und sie wird deshalb häufiger festgestellt? Oder wird diese Diagnose zu häufig falsch gestellt? Ist sie so häufig geworden, weil Handaufzuchten doch schlechtere Abwehrdispositionen besitzen? Ist womöglich die Qualität des Futters  - nicht nur Erdnüsse in Schale, sondern auch Sonnenblumenschalen, Zirbelnüsse und Walnüsse können Aspergillose-Pilze enthalten- schlechter geworden? 

Bekommen "schlecht" gehaltene  Graue häufiger Aspergillose als solche, die besser gehalten werden? Was ist dann eigentlich schlechte und was ist gute Haltung? Nützt viel Vitamin A etwa, wie so oft zu lesen ist? Oder ist das auch wieder nur eine von vielen verunsichernden Behauptungen ohne wissenschaftlichen Nachweis? 

Fest steht, dass homöopathische Substanzen nicht hilfreich und Scharlatanerie sind. 

Welche Luftfeuchtigkeit sollten wir den Grauen anbieten? Zur Zeit wird am häufigsten 60% genannt, obwohl im Regenwald eher 90% herrschen. Dabei steigert die geforderte hohe Luftfeuchte in unserem Breitengraden leider die Aspergillosebelastung sehr.

Wie ist das mit dem Sonnenlicht, das die Grauen benötigen? Und ist es wichtig, den Grauen täglich frische Luft zu bieten?

Die Ursachen für die Häufigkeit und Anfälligkeit vieler Vogelrassen für Aspergillose der Luftwege sind wissenschaftlich noch keineswegs geklärt, dennoch gelten wohl die folgende Forderungen:

  • möglichst 60% Luftfeuchtigkeit (Graue sind keine Tiere für die Wohnungshaltung)
  • ständige Flug- und Bewegungsmöglichkeit (Graue müssen immer die Möglichkeit haben, viel zu fliegen - also niemals Käfighaltung - auch Nachts nicht)
  • ausgewogene Ernährung (Graue benötigen täglich Gemüse, Obst (und wenn möglich Palmfrüchte)

Welche Therapie ist aktuell als die erfolgreichste anzusehen - und bei welchem Krankheitsstadium? Ist eine Aerosoltherapie oder die Inhalation überhaupt sinnvoll? Wie wird die Erfolgskontrolle der Therapie durchgeführt? Was passiert eigentlich durch die Aspergillose direkt an der Lunge und - viel problematischer - sekundär an den inneren Organen? Was heißt Ausheilung? Gibt es die überhaupt?

Sollen einmal erkrankte Graue in ihren weiteren Lebensjahren jeweils im Frühjahr und Herbst vorsorglich "Kuren" gegen mögliche erneute Rezidive der Aspergillose bekommen?

Bei Grauen ohne nachgewiesene Aspergillose sind vorsorgliche Therapien  nutzlos und Tierquälerei.


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Hier zunächst eine Aufstellung von mehr oder weniger gebräuchlichen Medikamenten (Antimykotika) zur Aspergillosetherapie bei Graupapageien:

Handelsname Wirkstoff oral / Inhalation Wirkungsgrad Dosis Nebenwirkung/Bemerkung
Sporonax

Itrafungol

Sempra

Itraconazol oral verhältnismäßig gut, aber Wirkungseintritt erst nach einigen Tagen 5mg/Kg Körpermasse für  14 Tage oft Unverträglichkeit mit Leberschäden werden beschrieben. Dieses Mittel war bis zum Erscheinen von Vfend das Mittel erster Wahl, aber oft auch nicht sehr hilfreich, sondern der Graue starb.
Panfungol

Nitzoral

Ketoconazol oral  nicht so gut 1x 30mg/kg Körpermasse für 14 Tage manchmal Leber/Nierenschäden; Durchfall, Kreislaufschwäche

Voriconazol

STADA Pulver  zur Herstellung Infusion 

 Voriconazol  Inhalation  gute Wirkung

Anwendung

siehe unten

 nicht bekannt

Leider extrem hohe Kosten

Vfend

oder

Voriconazol beta

siehe unten

Voriconazol oral sehr gut und sehr schnell wirksam 18 mg/kg Körpermasse 2 x täglich für mindestens 42 Tage (z. B. Vogelgewicht 500 g erhält 2x 9mg) nicht bekannt. Zur Zeit Mittel der Wahl.
Lamisil Terbinafin oral schwach wirksam 15 mg/kg bis 30mg/kg Körpermasse für 14 Tage nicht sinnvoll, da auch mit noch höherer Dosierung keine therapeutische Wirksamkeit erreicht wird
Terzolin-Lösung Ketoconazol + Salzsäure nur äußerlich! schwach wirksam   Anwendung nicht sinnvoll
Imaverol Enilconazol Inhalation schwach wirksam mit Kochsalz verdünnt 1:50 nur sinnvoll in Kombination mit Itraconazol (dann aber häufig irreversible Leberschäden)
Clotrimazol  Clotrimazol Inhalation schwach wirksam mit Kochsalz verdünnt 1:50 kaum gebräuchlich
Amphotericin B Amphotericin B Inhalation schwach wirksam mit Kochsalz verdünnt 1mg/ml NaCl erhebliche Nebenwirkungen (orale Anwendung nicht sinnvoll)
Lamisil Terbinafin Inhalation schwach wirksam mit Kochsalz verdünnt 1:50 nur sinnvoll in Kombination mit Amphotericin B 
F10 ??? Inhalation Wirksamkeit nicht belegt   Zusammensetzung nicht bekannt (Gefahr für den Menschen?)
Lufenuron ??? Inhalation Wirksamkeit nicht belegt   Zusammensetzung nicht bekannt (Gefahr für den Menschen?)

Amphotericin B ist wirksam. Wegen erheblicher Nebenwirkungen und weil es praktisch nicht oral verabreicht werden kann, wird es nur zur Inhalation eingesetzt.

Nystatin ähnlich dem Amphotericin B. Erhebliche Nebenwirkungen und oral nicht wirksam. Nicht gebräuchlich.

Fluconazol hat sehr geringe Wirksamkeit und wird nicht eingesetzt

Empfehlenswert ist zur Zeit meist nur folgende Therapie

Medikament: Vfend® oder Voriconazol beta 50mg (30 Tabletten) 

Vfend ist das Originalpräparat, Voriconazol-beta (und andere) sind preiswertere Generika, die völlig gleichwertige Wirkung zeigen.


2 Tabletten Voriconazol a` 50mg  (führt jeder gute Vogeldoktor) in ein kleines Fläschchen geben. Dazu 2.6 ml Kochsalzlösung oder Wasser. Die Tabletten lösen sich innerhalb von einigen Stunden selbst auf. Von dieser Suspension (vor Gebrauch immer gut schütteln) bekommt der Graupapagei täglich 2x 0.2ml in den Schnabel (oral). Die Dosierung gelingt gut mit "Einmal-Feindosierspritzen 1.0ml", die in der Apotheke erhältlich sind. 

Diese Suspension von zwei Tabletten reicht für etwa 12 Anwendungen, also für 6 Tage. Danach wird wieder eine neue Suspension hergestellt. Dauer der Therapie mindestens 42 Tage und jeden Tag zweimal. 

Eine größere Menge herzustellen, ist nicht sinnvoll, zumal eine Kühlung der Suspension nicht empfohlen wird (Haltbarkeit und Wirkstoffverlust sind nicht abschätzbar).   

Das Medikament wird nicht ins Trinkwasser gegeben oder über das Futter gestreut! Das wäre keine wirksame Verabreichung.

Verabreicht wird das Medikament direkt aus der Plastikspritze seitlich zwischen Ober- und Unterschnabel in den Mundbereich. Das geht nur bei völlig zutraulichen Grauen problemlos. Die Möglichkeit, dass der Graue eine Menge durch Schleuderbewegung wieder heraus befördert, kann durch eine kurze Rückenlagerung unterbunden werden. Keine Angst, das versehentliche Einatmen von Voriconazol ist nicht problematisch, denn bei dieser geringen Menge passiert nicht; und wenn, dann geht es in die Luftsäcke und hilft dort auch.

Ist diese Einnahmemöglichkeit schwierig, dann kann die  Suspension in einer Substanz wie Joghurt, Gemüsebrei, Karottensaft oder anderen Flüssigkeiten, die der Graue gerne mag, versteckt gegeben werden. Hierzu bietet man eine sehr kleine Menge an, die der Graue gewöhnlich komplett verspeist. Die komplette Aufnahme der Mischung muss gewährleistet sein. Die nur teilweise oder täglich nur einmalige Gabe von Voriconazol ist unsinnig und nicht wirksam. Nie sollte es mit anderen Substanzen (z.B. Baytril) zusammen gegeben werden.

Da die Grauen sehr oft Aspergillose haben oder bekommen, sollten sie schon jung an einen ihnen lecker und intensiv fruchtig/süß schmeckenden Brei gewöhnt werden (siehe dazu die Rubrik Speiseplan). 

Die oft praktizierte - weil einfachere - Anwendung ist die vom Tierarzt vorbereitete Voriconazol Suspension für einen bestimmten Zeitraum. Hierbei sollte jedoch sicher sein, dass die richtige Zusammensetzung hergestellt wurde (pro 2 Tabletten a` 50mg Tablette 2.6 ml Kochsalzlösung). Wissenschaftlich nachgewiesen sind wirksame Gewebespiegel nur bei dieser Konzentration und zweimaliger Gabe zu erwarten.

Es gibt  zur Zeit bei nachgewiesener Aspergillose keine Alternative zu Voriconazol

Die orale Therapie mit den gelösten Tabletten beläuft sich auf etwa 130 Euro (etwa eine halbe Packung Voriconazol beta 50mg).

 

Voriconazol Inhalation

Die gleichzeitige Inhalation von anderen Antimykotika ist selten ratsam, da sie meist nur schwach wirksam sind, meist nur an der Oberfläche der Pilzareale wirken und nicht zum wirksamen Gewebespiegel führen. Inhalationen wirken nur dort, wo noch Atemluft durchströmen kann (was gerade in vom Pilz befallenen Lungenteilen eher nicht der Fall ist).

Überlegenswert sind jedoch Inhalationen mit Voriconazol. Dies als Ergänzung der oralen Therapie oder allein bei zu starken Nebenwirkungen oder Unmöglichkeit der oralen Anwendung. Hierzu wird Voriconazol STADA 200mg (Pulver zu Herstellung einer Infusionslösung) mit 19ml Kochsalzlösung oder Wasser gelöst. Das ergibt eine Lösung von 20ml mit der Konzentration von 10mg/ml Voriconazol. Hiervon werden je nach Autor unterschiedliche Mengen zur Inhalation empfohlen. Wir geben zur Zeit von dieser Lösung 1ml plus 0.5 ml Wasser zur Inhalation zweimal am Tag.  Das ergibt jeweils eine sehr kurze Inhalationszeit.

Ist die Inhalation die allein mögliche Therapie, dann sollte sie konsequent auch 42 Tage durchgeführt werden. Begleitend zu einer oralen Therapie führen wir die Inhalationen nur etwa 20 Tage durch. 

Leider entstehen durch die Inhalation Kosten von etwa 15 Euro pro Tag.

(Einige Begriffe unterliegen dem Markenschutz)

 

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